Lissabon liegt auf dem Weg von Berlin zu den Azoren. 10 Stunden Aufenthalt hatte ich in der Hauptstadt Portugals. Im Feburar herrschen dort angenehme Temperaturen – mit 19 Grad und ganztäglichem strahlenden Sonnenschein ist es noch schöner, die Stadt mit ihren verschlungenen Wegen, Ebenen und Gassen zu erkunden.
Ich war das zweite Mal in der Metropole am Fluss Tejo und ich merke, dass man Orte manchmal erst länger kennen muss, um sie zu mögen. Lissabon und ich lernen uns noch kennen, es ist für mich eben keine Liebe auf den ersten Blick, auch nicht auf den zweiten. Dies hängt vielleicht mit dem Gestöhne zusammen, das mich stetig begleitet, da ich das Bergauf und ab durch die engen Gassen nicht gewohnt bin. Trotzdem möchte ich mehr von dieser Stadt. Dieses Mal lag Lissabon aber, wie eingangs erwähnt, nur auf dem Weg, was nicht abwertend gemeint ist (man denke nur mal an die 3 Haselnüsse. . .).
Ich mag die Architektur der Lissaboner Altstadt, die Vielfalt in den Farben und Ornamenten der Häuser und die berühmten Kacheln, die manchmal Geschichten erzählen. Außerdem mag ich, dass Lissabon am Wasser liegt und dennoch keine offensichtliche Badekultur in sich trägt. Also die Badekultur, zu deren Geräuschen schlürfende Badeschlappen und buntes Plastikspielzeug gehören – die siehst du hier – besonders im Februar – nicht. Dafür siehst du viel Maritimes, hörst Möwen schreien und kannst die Füße ins Wasser halten. Welche Momente in 10h Lissabon darüber hinaus noch richtig schön sein können, erfährst du jetzt. Vielleicht ist ja auch Moment für dich dabei.
Lissabon im Februar
Morgens früh um 6 Uhr hebt das Flugzeug von Berlin Schönefeld ab – für mich wie ein Nachtflug nach Lissabon, musste ich doch schon vor 4 Uhr in Moabit das Haus verlassen – so wie andere Leute, die nahe Schönefeld wohnen, aber gefühlt immer von Tegel aus fliegen.
Auf dem Weg zu den Azoren, landet das Flugzeug zunächst in Lissabon. Ich kann mir schlechtere Orte zum Frühstücken vorstellen. Vorher gehts aber erstmal vom Flughafen in die Stadt. Das geht ganz schnell mit der Metro: Ein Ticket kaufst du am Automaten für 1,40 Euro und steigst einmal um. Das ist in Lissabon nicht schlimm, die Metro Bahnhöfe sind oft sehr farbenfroh und künstlerisch gestaltet, ehe du dich versiehst, kommt der Zug eingefahren. Dann steigst du an der Station „Rossio“ aus und los geht der Tag in Lissabon. . .
Die Stadt wird langsam wach, hol dir auf dem Weg zum Tejo ein dickes Croissant für 1 Euro und stelle fest, dass du nie wieder eins aus einem Backshop in Deutschland essen kannst, ohne an das dicke, gefüllte aus Lissabon zu denken.
5 besondere Momente in Lissabon
Moment #1 Auf Socken zum Tejo
Wenn die Sonne scheint, erhitzt sich der Betonboden am Flussufer ziemlich schnell. Grund genug, um die Wärme mit den Füßen aufzunehmen und Lissabon mal richtig zu spüren. Schuhe ausziehen und loslaufen, immer am Tejo entlang. Irgendwie befreiend.
Moment #2 Liefer dir ein Wettrennen mit dem Ascensor da Bic und verlier es
Bei dem Ascensor da Bica handelt es sich um eine von drei charmanten Stadtseilbahnen in Lissabon. Die mit den Straßenbahnen verwandten Öffis (öffentliche Verkehrsmittel) rattern und klappern – und verbinden damit höher und tiefer gelegene Stadt miteinander. Trotz des Ratterns und Klapperns wirst du feststellen, dass ein Wettrennen bergauf für dich als Verlierer ausgehen wird. Zumindest, wenn du untrainiert bist, verlierst du ein paar Kalorien. Es ist wirklich verdammt steil und gut für die Beinmuskulatur.
Moment #3 Genieß die Aussicht!
Es klingt so einfach, doch ist so schwer: Genieß die Aussicht! Was daran bitte schwer ist – vor allem bei DIESER Aussicht – fragst du mich? Okay, hier meine Antwort: Für mich bedeutet die Aussicht genießen nicht die Welt durch einen Sucher oder ein digitales Handybild zu sehen, sondern mit den eigenen Augen, direkt, ohne Filter. Nachdem du das Wettrennen mit der Seilbahn verloren hast, kannst du dir einen solchen Platz zum Genießen suchen, und zwar auf der Aussichtsplattform S. Pedro de Acantara.
Moment #4 Staune, schmecke und fühle in Belem
Ich wage mal festzuhalten, dass Belem in jedem Reiseführer über Lissabon ein paar Seiten einnimmt. Zurecht. Hier kann man besonders staunen: das Torre de Belem, eine Festung im Wasser, ist etwas Besonderes. Dafür muss man es nur sehen, vor allem, wenn die Wellen gegen die Steinmauern schlagen. Schmecken sollte man die kleinen Törtchen, die längst kein Geheimtipp mehr sind, sondern eine Tradition. Fühlen konnte ich in Belem vor allem Freiheit. Der große Teich, der Atlantik ist so nahe. Große Schiffe laufen aus. Mit der vertrauten, warmherzigen Altstadt im Rücken, blickt man gen Freiheit auf den Ozean.
Mit dem Zug fährt man für 2,50€ 3 Stationen von der Lissaboner Altstadt nach Belem
Moment #5 Such dir ein Plätzchen für deinen Po, lass Lissabon auf dich wirken
Was siehst du? Was riechst du? Was denkst du? Ich sehe: das Leben. Alte und junge Menschen, Drogenverkäufer und Kinder, die an den Händen ihrer Eltern gezerrt werden, große Restaurants mit fein gedeckten Tischen und kleine Imbisse, in denen sich Menschen für einen guten Kaffee drängen. Auf dem Platz Rossio kannst du dich um 360 Grad drehen und dabei immer wieder wellenförmig von unten nach oben schauen – du siehst so viel. Deine Sinne werden besonders auf dem Platz Rossio und dem Platz Luís de Camoes angesprochen.
#6 Im Februar eine Vorschau auf Frühling
In Berlin ist alles grau und dunkelgrau, mittelgrau, hellgrau – in Lissabon blühen Blumen. Schau sie dir genau an und gewöhne deine winterlich geprägten Augen wieder langsam an Farben.
Die Farbenpracht im Februar findet sich auch im portugiesischem Karneval wieder. Hier ein paar Beweise.
Wenn du dann wieder am Flughafen bist und du noch ein paar Minuten Zeit hast, kannst du dich auf eine der Grünflächen vor dem Terminal setzen. Dort schaust du bis zur Tejo-Bucht runter und kannst noch – wenn vorhanden – ein paar Sonnenstrahlen einfangen.
Obrigada („Danke“ auf Portugiesisch) 🙂 !