Ja, ich geb’s ja zu: Ich bin ein Mamakind.
Viel zu sehr (oder gerade genug?) hat meine Mama mich gehegt und gepflegt, mich umsorgt und sich um mich gekümmert. Sie hat mir, als ich klein war, die Tränen weggewischt und mich in ihr Taschentuch schnäuzen lassen. Damals – so in den 90ern – gab es noch Stofftaschentücher. Mein Vater hatte einige braun- und grau-blau karierte, große, quadratische Taschentücher und meine Mutter eher farbenfrohe und mit Blumen bedruckte. Ich selbst hatte nur wenige Taschentücher, mit bunten Comicprints darauf. Schön war das Gefühl, das erste Mal in das frisch gebügelte Taschentuch zu schnäuzen. Stofftaschentücher wurden bei uns nach dem Waschen immer gebügelt und dann ganz akkurat, Kante auf Kante, zusammengelegt. Die Erinnerung daran ist noch sehr scharf, obwohl mein Kopf damals gerade bis zum Bügelbrett reichte.
Stofftaschentücher sind für mich ein Zeichen einer Zeit, ein Symbol einer Zeit, die es so nicht mehr gibt – Vergangenheit. Ich habe nicht lange in dieser Zeit gelebt, doch die Erinnerung bleibt. Heute kaufen wir uns riesige Packungen Papiertaschentücher von Tempo oder Zewa. Und wenn mal eine Packung mit nur noch einem Taschentuch in der Wohnung herumliegt, landet diese auch mal im Mülleimer. Einmal benutzen und weg.
Unabhängig von der Frage nach der Hygiene, waren Stofftaschentücher lange Begleiter und wurden benutzt, gewaschen, benutzt, gewaschen…und hatten eine echte Funktion. Darüber hinaus erinnert mich der frische Duft nach dem Bügeln an Zuhause und Wohlfühlen. Ein kleiner Blick mit der Nase in Richtung Vergangenheit.