Es gibt diese Plätze, die im Herbst und Winter erst ihre ganze Schönheit entfalten. Der Jungfernheidepark in Charlottenburg, nach dem Tiergarten der größte Park Berlins, ist so ein Ort. Das nun rar gewordene Sonnenlicht weiß man noch viel mehr zu schätzen. Jeder Sonnenstrahl wird mit besonderer Aufmerksamkeit eingefangen. Abwesenheit erinnert an Vergänglichkeit.

Die Jungfernheide ist ein Ort, an dem man an einem Sonntag Nachmittag oder auch jedem anderen beliebigen Wochentag getrost einen entspannten Spaziergang wagen kann. Für mich im Herbst und Winter noch viel eher als zu den wärmeren Jahreszeiten. Fernab von Cafés und Beton. Und die Luft wirkt auch ein kleines bisschen besser. Man kann den Gedanken freien Lauf lassen und einfach etwas die Wege entlanggehen. Ganz schnell ist man wieder in der U-Bahn und mitten in der Stadt. Aber nun begleite mich ein kleines Stückchen durch den Volkspark Jungfernheide.

Jungfernheidepark Berlin

Über 90 Jahre gibt es ihn schon. Der Name des Parks wirft Fragen auf und lässt viel Raum für Fantasie. Jungfern … Jungfrauen – wie ist dieser Name entstanden, steckt da etwas Anzügliches dahinter? Die sogenannten Jungfern waren Nonnen des Beneditinerinnenklosters in Spandau, ihnen gehörte zu Mittelalter-Zeiten das Gebiet. Für die keuschen Frauen mussten Bauern in der Jungfernheide Brennholz hacken, um die Kloster warm zu halten. Okay!

Der Volkspark Jungfernheide ist nicht allzu prominent. Trotz seiner Größe von 146 Hektar. Ich kann mir das immer nicht so gut vorstellen, aber das ist ziemlich groß! Umgerechnet sind es etwa 20.000 Fußballfelder.

Der Park erstreckt sich entlang des Saatwinkler Damms, das ist nahe des bald ehemaligen Flughafens Tegel. Östlich wird er durch die Autobahn begrenzt. Klingt nicht so schön – und ich muss ehrlich sagen, dass der unmittelbare Weg zum Jungfernheidepark nicht gerade schön im üblichen Sinne ist. Steigt man zum Beispiel am U-Bahnhof Halemweg (U7) aus – die am nächstgelegene Station zum Park – geht es noch entlang eines Denkmals zum Gedanken der Opfer des Nationalsozialismus und dahinter noch ein paar Plattenbauten.  Etwas Erinnerungskultur später gelangst du dann schnell durch die Tore des Parks ins Grün mit ganz viel Weitblick.

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Im Sommer ist hier ein Strandbad am künstlich angelegten Jungfernheideteich. Im Winter ein paar Enten und Schwäne. Letztere kannst du auch an der Schwanenspree bewundern.

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Hier wird der versprochene Weitblick und die Größe des Parks deutlich. Ganz hinten sieht man einen Wasserturm, der aber nicht mehr in Betrieb ist. In regem Betrieb ist jedoch der Hochseilgarten oder auch Kletterpark – dort kann man sich den das Wald- und Heidegebiet aus Eichhörnchen-Perspektive ansehen. Jedoch ruht das Gewerbe im Winter und öffnet erst im März wieder seine Tore.

Wald in Jungfernheide Park Berlin

Dafür genieße ich die Ruhe, schaue mir alles aus Menschen-Perspektive an und bin fasziniert von den Lichtspielen zwischen den Bäumen. Diese Aufnahme habe ich im Herbst gemacht, wenn ich ganz still stehe, kann ich die Blätter leise zu Boden rieseln hören.

Eiskristalle Blatt Jungfernheidepark

Und manchmal die ganz kleinen Dinge bewundern – Eiskristalle auf Blättern. Mit bloßem Auge kaum erkennbar.

Kaninchen Jungfernheidepark

Und manchmal haben die kleinen Dinge ganz lange Ohren! Kaninchen! Widder Kaninchen, um genau zu sein. Mit dickem Fell und Samtpfoten hüpfen sie durch das Gehege.

Kaninchen Jungfernheidepark

Kaninchen Jungfernheidepark Berlin im Gehege

Eine Bühne, die Gustav-Böß-Freilichtbühne, gibt es hier übrigens auch. Sie wird aber nicht mehr genutzt, abgesehen davon, dass sie verfällt und morsch ist, fehlt es an Investoren. Im Sommer gibt es trotzdem einige Open-Air-Veranstaltungen, jedoch am Strandbad. In den letzten Jahren fanden beispielsweise Poetry Slams am Strand statt. Die Künstler kamen über das Wasser in einem Boot angefahren und „slammten“ dann im Sonnenschein mit kreativen Texten um die Wette.

Ich glaube, das ist genug für einen Spaziergang und einen ersten Einblick in das Gelände. Neben den flauschigen Pfoten, ist der Jungfernheidepark auch aus vielen anderen Gründen in jedem Fall einen Besuch wert. Ein bis zwei Stündchen kann man hier locker verbringen und sich auch in dem kleinen Kaffeehäuschen am Wasser ein Heißgetränk zum Aufwärmen holen. Dann kommt auch das urbane Gefühl wieder auf und es geht zurück in die Stadt.

  • Was? Spaziergang, Ruhe.
  • Wo? Berlin Volkspark Jungfernheide, gut erreichbar mit Auto/Öffis Ubahn U7 – Station Halemweg oder Siemensdamm
  • Kosten? Nix!

Jungfernheidepark Volkspark Berlin Wasserturm

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